Ein Gastbeitrag von Benedikt Kasprik.
Also, es begab sich, dass ich anfing Trompetenunterricht zu geben, als ich selbst noch Schüler war, während der 12. Klasse. Damals unterrichtete ich so, wie ich selbst Unterricht erfuhr. War oft nicht zufrieden, trieb in der Gegend herum, und wusste oft nicht, ob das jetzt passte oder nicht. Aber meine Schülerinnen und Schüler waren oft ganz gut, und kamen gern in den Unterricht. Also irgendwas hat gestimmt.
Während meines Schulmusikstudiums habe ich dann erstmals auch Kleingruppen an einer Realschule unterrichtet, vorher war es immer Einzelunterricht – und da bin ich 2021 von einem Kollegen auf Peter Knodt (FHNW Basel) aufmerksam gemacht worden, mit dem ich damals ein erstes Telefonat hatte, bezogen auf Gruppenunterricht. Was genau wir besprachen, weiss ich gar nicht mehr, aber dass er mir anbot, mich nochmal zu melden, wenn es weitere Fragen gibt, umso mehr. Ich hatte damals eine Kleingruppe mit vier Trompetenschülerinnen und Schülern, bei denen ich oft das Gefühl hatte: Gruppenunterricht, das kann ich ja gar nicht.
Und das lief dann so parallel zum Studium, in dem ich dann irgendwann, nach langer Zeit, meine Praxis in die Theorie bringen durfte, und von der Theorie wieder in die Praxis entlassen wurde – Methodikunterricht für Blechbläser. Mit Vorunterrichten, Videoreflexion. Top! Das hatte mir einen ganz schönen Boost verpasst, dass da jemand war, der mich gefördert hat, in dem Bereich, den ich liebe auszuführen, dem Vermitteln!
Im Februar 2024 dann schliesslich der Trompetenabschluss. Ich war nicht zufrieden, hatte schon deutlich besser gespielt, fühlte mich zwar pädagogisch auf dem richtigen Weg, aber künstlerisch wusste ich nicht, wer ich war. Denn mein künstlerisches Ich war – so empfand ich es – quasi totgeübt: lange Zeit übte ich nur, was andere von mir erwarteten, im Übekeller, allein, und hatte kaum Raum zur Selbstentfaltung.
Nun kann ich darüber schmunzeln – einen Tag nach der Exmatrikulation trat ich meine jetzige Stelle als Trompetenlehrer an der Musikschule Unteres Remstal an. Relativ bald zu Beginn der Arbeitstätigkeit dort hatte mein Chef angeboten, eine Fortbildung mitzumachen, mit dem Titel «GrooveLAB Lahr». Grundlegende Idee: Montessoripädagogik in die Musikschule bringen, im Popularmusikbereich. Und da hatte etwas eingeschlagen bei mir. Paradigmenwechsel! Weg vom klassischen 1:1 Unterricht, hin zu Gruppenunterricht mit vorbeiteter Lernumgebung, Materialien, Gleitzeit und Inputphasen. Statt 30min einmal pro Woche solange in der Musikschule spielen und üben können, wie man will.
Ein Gedanke war geboren: Ich will Lehre anders machen, als ich es gewohnt bin. Und nach der Praxisphase in Lahr dann die Frage: wie bekomme ich das hin?
Und dann ging es plötzlich schnell. In mir reifte der Wunsch, im Kollegium einen Paradigmenwechsel anzustossen – weg vom Einzelkämpfer hin zum Teamgefühl. Und deshalb nahm ich nochmal Kontakt zu Peter Knodt nach Basel auf: eine Stunde Gespräch über Veränderung an Institutionen, über Team-Teaching und Unterrichtsreflexion. Und er empfahl mir zur weiteren Lektüre Christof Arns Büchlein «Agile Hochschuldidaktik» sowie die Veröffentliuchungen von Burk & Stalder zur Entwicklungsorientierten Bildung. Und damit bin ich in einer schönen neuen Welt gelandet!
Ich las die ersten 50 Seiten der «Agilen Hochschuldidaktik» und schrieb begeistert Christof Arn an, ob er mir einen Kontakt vermitteln könnte zu jemandem, der mir mehr über die HfaB erzählen könnte. Und da ich ein paar Tage später ohnehin nach Zürich fuhr, kam es zum Kontakt mit seiner ehemaligen Studentin Evelyne Roth, die ich in ihrem Schulhaus besuchte und mit der ich über drei Stunden begeistert ein Gespräch über Präsenzdidaktik führte. Und so bin ich hier gelandet!
Vielleicht frägt sich an dieser Stelle manch einer aus der Leserschaft: «schöne Geschichte – aber was hab ich damit zu tun?» Nun, ich würde mich freuen, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren, und die Ideen haben, Veränderung anzustossen auf Musikschulebene und allgemein im Bildungsbereich!
Und ja: Meinem künstlerischen Ich geht es deutlich besser, seit es sich wieder in Chor, Orchester, Bigband und kleineren Jazz-Formationen ausprobieren und inspirieren lassen darf – wovon auch das pädagogische Ich sehr profitiert.
Kontakt: Be**************@**ve.de





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