Beim Räumen meines Büros ist mir dieses Buch (Professionelles Handlungswissen für Lehrerinnen und Lehrer) in die Hände gekommen. Ich habe mich sofort an die Seiten 67 und 68 meiner Lektüre im 2021 erinnert: pragmatische Unterrichtsplanungstaxonomie PUT. Meist bleiben bei mir wohl die eher skurrileren Inhalte eines Studiums hängen. Und PUT hat mir eigentlich immer gefallen, weil vielleicht, anders als die Bloomsche Lernzieltaxonomie, etwas alltagstauglicher, etwas praktischer. Deshalb stelle ich PUT hier vor und entwickle es in Ko-Kreation mit Heinz Bayer und Christof Arn grad weiter.

Das Originalmodell PUT

Die pragmatische Unterrichtsplanungstaxonomie (PUT) stellt ein vierstufiges Planungsmodell dar, das eine systematische Verbindung zwischen Lernzielen, didaktischen Methoden und diagnostischen Verfahren herstellt. Der Fokus liegt dabei auf einer kohärenten Ausrichtung (Alignment) aller Unterrichtselemente im Sinne einer lernzielorientierten Planung.

🎯 In einem ersten Schritt wird ein Lernziel formuliert, das aus einer längerfristigen Unterrichtsperspektive abgeleitet ist. Dieses Lernziel muss im Kontext fachlicher Vorgaben, etwa durch Lehrpläne oder kantonale Richtlinien, verortet werden und berücksichtigt idealerweise bereits vorhandenes Wissen der Lernenden. Die PUT legt dabei besonderen Wert auf eine präzise Bestimmung der Wissensart, des Komplexitätsgrades sowie der relevanten kognitiven Prozesse. Neben fachlichen Zielen können – und sollen – auch metakognitive oder kooperationsbezogene Fähigkeiten systematisch integriert werden.

⚒️ Im zweiten Schritt erfolgt die Auswahl einer oder mehrerer passender Methoden. Diese müssen in der Lage sein, die im Lernziel spezifizierte Wissensart sowie die intendierten Denkprozesse angemessen zu fördern. Dabei ist sicherzustellen, dass die didaktische Methode dem Anspruchsniveau und der Komplexität des Lernziels entspricht.

🔎 Der dritte Schritt besteht in der Entwicklung einer diagnostischen Strategie, welche der formativen Überprüfung des Lernfortschritts dient. Dazu werden geeignete Assessment-Formate bestimmt, um die Zielerreichung im Lernprozess zu begleiten. Ergänzend können summative Verfahren zum Einsatz kommen, die eine abschließende Beurteilung des Kompetenzerwerbs erlauben.

🧩Abschliessend wird im vierten Schritt die Passung zwischen Lernziel, Unterrichtsmethode und Diagnostik evaluiert. Dieser Abgleich ist entscheidend, um didaktische Kohärenz sicherzustellen. Dabei können zusätzliche, zuvor nicht explizit formulierte Lernziele identifiziert werden. Die diagnostischen Verfahren sollen zudem hinsichtlich ihrer Fairness und Angemessenheit kritisch reflektiert und, falls nötig, angepasst werden.

Der erste Gedanke dazu

Kurz bei Kollege Arn nachgefragt, was ihm dazu spontan einfällt. «Don’t put too much, try to give the learners room to put» schreibt er mir auf Mattermost zurück. Daraus wird erst einmal ein Song:

Das neue PUT Modell 2.0

Wenn wir Lehren und Lernen näher zusammenbringen wollen, kann PUT für die Vorbereitung des Unterrichts ganz nützlich sein, weil eingängig. Und es könnten sich bei doing PUT noch besser – weil lernwirksamer! – Lernende grad selbst beteiligen und selbst – natürlich gut begleitet:

  • Lernziele festlegen
  • geeignete Methoden finden
  • und gleich mitüberlegen, wie sie darlegen können, was sie in dem Prozess gelernt haben, anders: was sie nun wissen und können und vielleicht sogar, wiesie sich als Person, als Mensch in diesem lernen entwickelt haben.

Insgesamt also weniger Instruktion (siehe Originaltext PUT) und mehr Partizipation wie zum Beispiel im Dreistrangkonzept einer differenzierten Lernumgebung (Stalder & Arn) oder wie jüngst zitiert als als das Dreistrang-Prinzip der schulischen Leistungserhebung bei Philipp Wampfler. Weitere Ideen, wie derart partizipativ und entzwicklungsorientiert gelernt und gelehrt werden kann, wird in diesem Buch beschrieben.

Das alles hilft bei der Planung, insbesondere, weil auch PUT ganz schön Zielklarheit einfordert und das Methodenrepertoir im Blick hat. Stärker betonen dürfte man hier sicher die Wahrnehmungsfähigkeit von Lehrenden (auch in der Unterrichtsvorbereitung!), also echtes Interesse daran, was bei Lernenden gerade passiert und die Interventionskreativität, also die Fähigkeit, Methoden bei Bedarf abzuwandeln, zu verändern, anzupassen oder zu kombinieren, ja gar aus der präsenten Situation heraus zu erfinden (nachzulesen hier). Interessanterweise denkt das ja auch PUT bereits mit.

Ein starkes Unterrichtsentwicklungsteam für die Hosentasche könnte PUT ebenfalls ergänzen: Die wirksamen fünf hier im Forum agile Verwaltung vorgestellt oder in diesem Blog zur Nachlese. Und zuguterletzt lässt sich PUT vervorragend mit Tugenden und Charakterstärken zusammendenkn, zumBespiel via smartTUGENDprofil.

Fazit

Clevere, hilfreiche Konzepte wie PUT lassen sich clever weiterentwickeln, vor allem mit Blick auf das Lernen der Lernenden (und nicht «den» Unterricht) – führt gerne auch mal nicht minder hilfreich zum Lernen der Lehrenden. Und so werden aus lernziel- und kompetenzorientierten Tools gute Hilfsmittel für entwicklungsorientierte Bildung heute und morgen.

Buchenpfehlung:

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Das Buch bereitet die aktuellsten Befunde der Lehr- und Lernforschung für die berufliche Praxis von Lehrern als Handlungswissen auf. Dabei zielt es auf die Gesamtheit der für die Lehrerprofesssionalität relevanten Bereiche: Es werden also nicht nur lerntheoretische und methodisch-didaktische Aspekte berücksichtigt, sondern die Schule auch als Institution behandelt sowie die psychosoziale Dimension des Lehrberufs (Umgang mit Stress, Classroom Management) dargestellt. Das Buch ist dabei nicht nur an den Bedürfnissen und der Praxis der Lehrer fokussiert. Es gibt vielmehr praxisbasierte Anregungen für die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in professionelles Handlungswissen für den Unterricht.

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