Im KI-LAB unserer Hochschule beschäftigen wir uns bewusst experimentell mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Bildung. Dabei geht es uns vor allem darum, praktische Ansätze zu finden und diese offen miteinander zu teilen und weiterzuentwickeln. Getreu unserem Purpose: Wir verbinden so, dass Entwicklung spielt.
Ausgangspunkt dieses ersten Beitrags sind drei Handlungsempfehlungen von Chris Beyeler (KImpact) aus seiner Keynote an der AI Marketing in Switzerland. Was hiesse das, etwas frei interpretiert, für die Bildungspraxis?
#1 🕵🏽♀️ Prompt-Poeten suchen – Wortmeistereien finden
Wie müssen uns nicht zu Nerds entwickeln, sondern clever mit Worten umgehen. Prompten, prompten, prompten. Wortmeistereien finden – was für ein herrlicher Aufruf! Es geht also um Sprache, um lesen und schreiben und damit um Kulturtechniken, welche in der Musseanstalt Schule («scholé») bestens aufgehoben sind. Ja, vielleicht trägt der Umgang mit KI sinnigerweise, wenn klug gemacht, dazu bei, dass Sprache im Bildungskontext wieder mehr Beachtung zuteil wird. Tägliches KI-Training könnte also auch tägliches Sprachtraining bedeuten. Un da eröffnen sich für Bildungspraktiker:innen bekanntlich Welten – nicht?
#2 🔄 Testen, reflektieren, skalieren – und wiederholen
Es geht letztlich darum ausprobieren und herausfinden, was funktioniert und was nicht. Wenn etwas funktioniert, schön! Skalieren, verwenden und vor allem teilen: in KI-Kaffees der Schule, an Pinnwänden, in kollaborativen Dokumenten etc. Wenns nicht funktioniert, auch schön, weil Anstoss, es anders zu versuchen, Oder morgen oder in drei Monaten neu zu versuchen. In der Tat ein spannendes Übungsfeld zum Beispiel für Neugierde, Frustrationstoleranz oder kritisches Denken. Letzters wird ja gerne als «Zukunftskompetenz» ausgerufen. Ich bin da «kritisch»: Bildung ist doch eigentlich immer vergangenheitsorientiert, wie also sollen wir wissen, was junge Menschen in einer prinzipiell offenen Zukunft brauchen werden? (vgl. dazu Liessmann in Politics Talks 2025 in Basel). Anders: Mit Blick in die Geschichte wählen wir als besonnen Pädagog:innen ab, was von dem, das da schon alles war, wichtig sein könnte für jungen Menschen, kritisches Denken gehört da wohl dazu. Und kritisches Denken kann ganz konkret geübt werden bei der Begutachtung von Prompts und deren Outputergebnissen. Wenn dann auf dem Tisch noch Büchners Woyzeck oder Brechts Dreigroschenoper liegt, umso besser.
#3 ❤️ Es braucht Herz – Sinn stiften
KI könnte laut Beyeler als starkes Werkzeug dienen, um nicht-sinnstifende Tätigkeiten zu übernehmen, was uns Menschen mehr Raum und Zeit für sinnstiftende Aufgaben erlaubt. Er sagt dies mit Blick auf seine Marketingkonferenz-Teilnehmer:innen. Und ergänszt im persönlichen Austauch «Ich finde Litercy ist wichtig, damit wir Herz behalten, indem wir es als Werkzeug nutzen und nicht zum Werkzeug werden».
Ich deute die dritte Empfehlung für den Bildungskontext noch etwas anders: Vielleicht zeigt uns KI deutlich auf, welch Wert dem Menschlichen beizumessen ist und lenkt den Blick wieder auf ein aus der abendländischen Kultur entstandenes Ding: Humanistische Bildung.
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