Ein Gastbeitrag von Cathrin Kaufmann
Im Studium der Heilpädagogik an der HfH Zürich begegnete ich dem Prinzip des Dialogischen Lernens, welches Urs Ruf und Peter Gallin in den 90er-Jahren entwickelten. Kurz gesagt: Die Kinder widmen sich in einer Klasse demselben Thema, bearbeiten es jedoch individuell. Mir gefiel dieser Ansatz, durchbrach er doch dieses «alle machen zur selben Zeit das Gleiche». Im Gespräch mit Kolleginnen entdeckte ich ein grundsätzliches Interesse an dieser Methode. Allerdings überwogen oft die Bedenken, ob man so die vorgegebenen Ziele erreichen könne. Aus dieser Spannung entstand die Idee, im Rahmen einer Masterarbeit zwei kurze Broschüren zu verfassen, die dem Dialogischen Lernen einen Weg in die Schulzimmer ebnen.
Dialogisches Lernen passt für alle Fächer. Damit der Einstieg konkret wird, wird das Vorgehen an einem kleinen Teilgebiet des Unterrichts gezeigt – der Rechtschreibung. Die eine Broschüre beschreibt auf elf Seiten drei Grundlagen und sechs Werkzeuge des Dialogischen Lernens und bezieht sie auf Rechtschreibeunterricht. Viele Lehrkräfte erachten die Rechtschreibung als relevant und gleichzeitig oft als Gebiet, das langweilig und trocken ist. Ich selber mochte Rechtschreibung schon immer, sie fiel mir schon als Kind leicht. Nachdem ich mich durch diese Masterarbeit vertieft damit befasste, bin ich einerseits nüchterner andererseits neu begeistert davon. Denn wussten Sie z.B., dass es nur genau 12 Wörter gibt, die mit «ieh» geschrieben werden? Ich verrate sie hier nicht…
Das Geheimnis wird in der zweiten Broschüre gelüftet, in derjenigen über die Rechtschreibung. Sie führt auf wenigen Seiten in die Grundprinzipien der Rechtschreibung ein. Sie kann als Einführung oder Auffrischung dienen. Auch beinhaltet sie einige Hinweise für den Unterricht. Eine tabellarische Übersicht zeigt auf, welche Rechtschreibthemen auf welcher Jahrgangsstufe aufgegriffen werden. Die Tabelle ist abgestützt auf den Lehrplan 21.
In der Broschüre über das Dialogische Lernen erhalten Sie konkrete Ideen, wie Sie Rechtschreibung im Unterricht entsprechend gestalten können. Sie können die Ideen direkt übernehmen und umsetzen oder aufgrund der Einführung eigene Kernideen entwickeln und ausprobieren. Aus eigener Erfahrung ermutige ich Sie sehr, damit zu experimentieren. Es macht einfach viel mehr Spass und Freude, 20 oder mehr kurze Kindertexte zu lesen als 20mal dieselbe Rechtschreibübungsseite eines Lehrmittels zu korrigieren.
Die Broschüre zur Einführung ins Dialogische Lernen finden Sie beim Dieck-Verlag
Die Broschüre zur Rechtschreibung finden Sie hier
Die Autorin (ca**************@hf**.ch) kommt gerne für eine Einführung ins Thema zu Ihnen ins Schulhaus.
LIest man die ganze Materarbeit, so realisiert man: Die Autorin hat das alles in ihrer Unterrichtspraxis ausprobiert – es besteht den Härtetest des ganz normalen Schulalltags. Und noch etwas fasziniert in dieser Abschlussarbeit: Hier werden Schüler:innen des ersten Zyklus zudem integriert in gewissermassen echte Forschungsarbeit über Rechtschreibung. Mit Hilfe der Klasse findet die Lehrperson Dinge über dieses Thema heraus, die sie selbst auch noch nicht wusste. So involviert zu werden, das bringt Schüler:innen eine Selbstwirksamkeitserfahrung und eine Wertschätzung von besonderer Kraft. Plötzlich sind alle im Raum gemeinsam unterwegs. Genau das lässt sich bestens auf andere Fächer übertragen. Dass die Autorin es ausgerechnet an einem Unterrichtsthema erfolgreich vorführt, das als besonders trocken gilt, ist eindrücklich.
Wer «nur» die Umsetzung sehen und ausprobieren will: In den beiden erwähnten Broschüren ist die Essenz der Sache kompakt enthalten.