Ein Beitrag von Daniela Antony, Hessische Lehrkräfteakademie (D). Sie hat ein Theaterprojekt mit den Korkies (die Wirksamen Fünf) begleitet und berichtet direkt aus der Praxis für die Praxis.

In einer Fortbildung von Christoph Arn für die hessische Lehrkräfteakademie habe ich die Korkies kennen gelernt. Jasmin Veninis Idee, die fünf Prinzipien der Agilität als keine Figuren darzustellen, haben mich begeistert. Die Prinzipien hat Venini auf diese Weise griffig visualisiert, so dass die Einsatzmöglichkeiten niederschwellig und vielfältig erscheinen – und wie sich herausstellte auch sind.

Ich habe die Korkies in einem Projekt der Q-Phase (also Jahrgangsstufe 12, Gymnasium) in Darstellendem Spiel ausprobiert. In diesem Schuljahr sollen die Lernenden gemeinsam ein Theaterstück erarbeiten und zur Aufführung bringen. Dabei treffen sie künstlerische Entscheidungen, schauspielen und übernehmen Aufgaben in der Technik, beim Bühnenbild, den Kostümen und vieles mehr. Das Projekt ist recht komplex und die Lernenden verfolgen das erste Mal als Gesamtgruppe ein Projekt über ein ganzes Jahr.

Ich habe bisher (mit dieser und mit früheren Lerngruppen in Darstellendem Spiel) Kanban-Boards eingeführt, um die Lernenden in den Prozess und die Planung umfassend einzubeziehen. Die Kanban-Boards wurden aber selten freiwillig geführt. Ich hatte eher das Gefühl, dass die Lernenden mir zuliebe mit den Boards arbeiten und nicht, weil sie selbst darin einen Nutzen erkennen.

Mit den Korkies habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht. Die Figürchen haben wirklich dazu geführt, dass die Lernenden ihre Vorstellungen vom Rahmen und den Zielen unsere Arbeit formuliert und umgesetzt haben.

Letzten Monat haben wir an zwei ganzen Projekttagen an unserem Stück weiterarbeiten und proben dürfen. Ich habe zu Beginn unserer zweitägigen Arbeit die Korkies eingeführt. Bei mir sind es Klemmies geworden, weil ich mit Wäscheklammern gearbeitet habe.

Ich habe den Lernenden in dieser kurzen Einführung in Erinnerung gerufen, dass das Theaterstück unser gemeinsame Arbeit ist. Jede Teilgruppe habe einzelne Szenen entwickelt, die nun zusammenführt und gemeinsam geprobt würden. Ich sagte ihnen, dass ich die Klemmies mitgebracht habe, damit wir weiterhin alle unsere Gedanken und Ideen einbringen. Ich habe die fünf Figuren als die fünf Prinzipien für agiles Arbeiten und die jeweilige Funktion vorgestellt. Zum Schluss habe ich nochmals meine Hoffnung formuliert, dass wir mit diesen Prinzipien demokratisch und gleichzeitig zielgerichtet miteinander arbeiten können.

Nach dieser Vorstellung habe ich gefragt, wer während unserer Arbeit besonders auf eins der Prinzipien achten möchte und die Figuren an einzelne Schülerinnen und Schüler verteilt, die gerne die Rolle einnehmen wollten.

Wir haben anschließend noch im Stuhlkreis mit «Goaly» zunächst die Ziele festgelegt, dass heißt, diese Schülerin hat auf einer Flipchart unsere Ziele gesammelt. Unsere Projektziele waren zwar ziemlich offensichtlich, aber dadurch, dass die Schülerin sie aufgeschrieben hat, waren sie sichtbar im Raum und kamen von den Kursteilnehmern selbst.

Schüler «Framy» habe ich helfen müssen. Es war ihm unklar, was konkret sich hinter der Rolle verbergen könnte. Daraufhin habe ich erklärt, dass ich bisher in dieser Phase des Projektes, Probenpläne aufgestellt habe. Ich sagte auch, dass dies besonders viele Mitdenkende erfordere, weil nur wenige Szenen parallel geprobt werden können und einige Teilnehmer kleine Aufgaben (z.B. die Plakate odet Tonschnitte) übernehmen können, wenn sie nicht proben. Den Probenplan für den ersten Vormittag haben wir ebenfalls noch im Stuhlkreis erstellt. Dass «Framy» und andere Lernende beim Probenplan geholfen haben, war eine totale Entlastung für mich.

«Feedy» hat darauf geachtet, dass wir Feedbackrunden einplanen und dann auch darauf geachtet, dass sie stattfinden, selbst bei Zeitdruck. Diese Rolle hat der Schüler sehr gut durchgehalten und immer mit wertschätzendem Feedback begonnen. Aber die Lernenden haben auch sehr deutlich gesagt, was ich beim Proben verändern soll; nämlich dass ich eine Szene laufen lassen soll und die Regieanweisung erst am Ende im Ganzen weitergeben soll. Das ist mehr sehr schwer gefallen 😉

Den Probenprozess haben die Korkies (bzw. Klemmies) positiv beeinflusst. «Feedy» hat wirklich sehr auf regelmäßige Feedbackrunden geachtet, die wertschätzend waren und konkrete Verbesserungsvorschlägen oder Anliegen an mich und andere enthielten. «Flexi» war ab dem zweiten Tag total hilfreich. Dieser Schüler hat mich immer wieder auf Dinge aufmerksam gemacht, die wir bedenken müssen. Insgesamt haben viele Spielerinnen und Spieler immer wieder ganz proaktiv die unterschiedlichen Rollen eingenommen und in den Feedbackrunden gesagt, sie sprechen jetzt aus einer der fünf Rollen heraus.

Die Einladung dazu, die Rollen auszufüllen ist mit großer Bereitswilligkeit und nicht nur mir zuliebe angenommen worden. Die Schülerinnen und Schüler mit den «Rollen» haben sich ihr Figur gleich angesteckt… und liefen an beiden Tagen mit ihrer Figur als Brosche herum. Praktisch, dass es Klemmis waren. Sie haben ihre Korkies/Klemmis personalisiert (so haben sie das genannt) und mit nach Hause genommen. Die Kursteilnehmer waren auch neugierig, wo ich die Idee gefunden habe. In der Projektarbeit haben die Korkies dazu beigetragen, dass die Lernenden sich nicht nur inhaltlich aktiv beteiligt haben, sondern auch am Prozess, was sich bis heute in den Unterrichtsstunden auswirkt.

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