Ein Beitrag von Jasmin Venini.

In den letzten Blogbeiträgen wurde deutlich, dass man zu den Wirksamen Fünf durchaus ambivalente Beziehungen pflegen kann. Framy in Freundschaft zu begegnen ist dagegen deutlich einfacher, denn er hat mit seinem vollen Methodenrucksack die Fähigkeit, mich ungemein zu entlasten. Die Herausforderung besteht eher darin erst einmal an ihn zu glauben. Ja, es ist tatsächlich eine Frage des Glaubens. Dabei fällt mir gerade auf, dass man Framy ebenfalls als «die gute Nachricht» bezeichnen könnte. Aber bevor nun alle Skeptiker die Augen verdrehen und sich die Gottesfürchtigen gekränkt abwenden, will ich erklären, was ich damit meine.

Framy steht für die Idee Rahmenbedingungen zu schaffen, welche Gewünschtes automatisch herbeiführen (bzw. Unerwünschtes im Keim ersticken). Die Betonung liegt hier auf «automatisch». Es geht also darum, Beabsichtigtes «mit Leichtigkeit» entstehen zu lassen. Was das mit Glauben zu tun hat? Nun ja, bevor man sich auf die Suche nach einem «leichteren Weg» macht, muss man erst einmal glauben, dass es einen solchen überhaupt gibt. Einerseits ist dies eine unbequeme Nachricht, denn sie zwingt mich in die Verantwortung. Ich habe es in der Hand. Andererseits verhilft sie mir aber zu immenser Handlungsfähigkeit, denn ich weiss, dass ich das Geschehen kontrollieren (oder mindestens stark beeinflussen) kann. Damit will ich nicht sagen, dass es simpel ist lernwirksamen Unterricht zu entwerfen oder jegliche Störungen zu vermeiden. Wäre Unterrichten keine so komplexe Angelegenheit, müsste ich mich ja nicht in solchen Texten damit auseinandersetzen. Was ich damit sagen will ist, dass die Lösung für manches Problem manchmal weniger komplex ist als anfangs gedacht.

Im Gegenteil: es gibt «billige Tricks» und hier sind sie erwünscht! Ein banales Beispiel: Wenn X mit Y während des Unterrichts regelmässig in Konflikte gerät, weil er zum Trinken am Wasserhahn an seinem Platz vorbei geht, wäre vielleicht bereits eine Trinkflasche am Platz die Lösung. Oder wenn die Lernenden sich damit schwer tun motiviert an die Arbeit zu gehen, hilft vielleicht bereits die Visualisierung ihrer Fortschritte. Selbstverständlich liegt die Lösung nicht offensichtlich auf der Hand und daher kann ein erster Versuch immer auch scheitern. Und was heute funktioniert, läuft morgen vielleicht bereits ins Leere. Es geht also darum zu Experimentieren und den Unterricht ständig anzupassen und dadurch stetig weiter zu entwickeln. Dazu können erprobte Instrumente, wie Kanban oder Scrum hilfreich sein, aber auch einfache Mittel wie Visualisierungen, Gamification, die Einrichtung im Raum oder Rituale sind nützlich.

Framy kann also dabei helfen, dass die anderen Mitglieder der «Wirksamen Fünf» zufrieden gestellt werden. Es wäre jedoch verkürzt ihn lediglich als Mittel zu Zweck der anderen zu erklären. In meinen Augen ist Framy das verbindende Element und die wahre Neuerung, welche in agilem Unterricht steckt. Während andere didaktische Konzepte wie Kooperatives Lernen, Selbstgesteuertes Lernen, Differenzierung usw. bei mir oft ein Gefühl der Überforderung auslösen («Phu, das soll ich nun auch noch beachten?»), verkündet Framy nun, dass ich erstens mit Konzept kräftesparender guten Unterricht umsetzen kann und zweitens dabei mehreren Merkmalen guten Unterrichts gleichzeitig gerecht werde, ohne sie dabei alle simultan vor Augen haben zu müssen. Deshalb: Freunde dich mit Framy an, bleibe auf der Suche, bleibe neugierig und vor allem – sei stolz auf deine billigen Tricks!