Ein Beitrag von Christof Arn.
Jetzt trifft es mich, über Teamy zu schreiben, und das ist genau der, mit dem ich mich seit zwei Jahren versuche, anzufreunden – harte Arbeit für mich! Framy wäre vielleicht noch ähnlich fremd für mich, aber ausgerechnet Teamy! Oh Teamy, du hast ja so recht und ich bin so sehr dabei zu lernen, die Dinge auch mal aus der Hand zu geben, der Gruppe zuzutrauen, dass sie auch ganz ohne mich etwas kann. Oh Teamy, und doch: Die Gruppe der Lernenden darf etwas ohne mich? Ganz ohne mich!?!??? Hilfe!!!
Zwei Gründe, warum ich trotzdem so sehr dran bleibe, mich mit Teamy anzufreunden:
- Erstens scheint etwas in mir gewusst zu haben, dass es bei mir liegen werde, diesen Blogbeitrag zu schreiben.
- Zweitens winkt viel Entlastung: Wenn ich es geschafft haben werde, wirklich der Gruppe – und ausserdem auch den Einzelnen – echt zuzutrauen, auch mal ganz ohne mich vorankommen zu können (das Wort »selbstgesteuert« ist ein bisschen ausgeleiert, im Grunde passt es nicht so schlecht), dann, ja dann darf ich mich auch einfach mal bloss freuen, über das was passiert. Und dann stolz sein auf meine Lernenden. … und ich darf natürlich schon auch damit rechnen, dass sie mich auch wieder mal brauchen, denn ein bisschen gebraucht werden will ich ja schon auch.
Was ist Teamy ganz genau? Dazu redet Jasmin Venini Klartext in ihrem Blogbeitrag. «Autonomie des Teams» sagt sie, will sagen: Die machen es selbst. Mein Job als Lehrperson ist, das zu respektieren. Punkt. (Wobei «respektieren» nichts zu tun hat mit «allein lassen», im Gegenteil. Aber halt doch: respektieren.) Das also ist Teamy. Daran erinnert sie uns Lehrende, und dafür tritt sie ein. Und im Zweifelsfall kann es auch ein 1-er-Team sein. Auch das ist zu respektieren. Wie nun kann ich lernen, mehr auf Teamy zu hören? Ehrlich gesagt gelingt mir das tatsächlich eher in kleinen Schritten. Genau das übe ich, z.B. indem ich mich auch mal traue, dass die Lernenden einander in Gruppen Feedback geben zu ihren Leistungen. Das kann dann bedeuten, dass ich nicht alle Leistungen aller sehe. Ich soll also darauf vertrauen, dass sie schon zu mir kommen, wenn sie unsicher sind. Darauf vertrauen, dass selbst wenn sie sich mal irren täten und gemeinsam etwas Falsches für richtig befänden, das nicht den Weltuntergang bedeuten würde; ja dass es vielleicht eben mehr Schaden anrichten würde, wenn ich zwar (vermeintlich) alles sehen täte, (vermeintlich) jeden Fehler korrigieren könnte, dafür aber sie nie so richtig geübt hätten, ihre eigene Energie, ihre eigene Steuerung, ihre freie Zusammenarbeit zu entfalten. Vielleicht ist es tatsächlich weniger schlimm, wenn sie zwei, drei «Wahrheiten» von mir nicht gekriegt haben, und dafür so richtig eigene Kraft in der Sache entwickeln konnten.
Jetzt, so mitten im Schreiben dieses Blogartikels fällt mir ein: Eigentlich geht es um das echte, das eigene Leben. Darum, dass auch Bildung richtig eigenes Leben ist. Und den Lernenden gehört. Ich glaube, dieser Gedanke hilft mir zu einem nächsten Schritt Richtung Teamy. Denn das Recht auf ein eigenes Leben ist ein Punkt, mit dem ich als Ethiker ja vertraut bin. Denn dafür trete ich in meiner Arbeit speziell im Gesundheitswesen ein: Selbstbestimmung über sich selbst, weil es das eigene Leben ist. Teamy sagt das auch, nur einfach im Bildungswesen: Das Leben der Lernenden gehört den Lernenden
Hallo Christof!
Vielen Dank für deine Nachricht und die Informartionen
über deine Projekte. Ansprechende Idee mit den Korkies…
Liebe Grüsse, Simon
Hallo Simon
Danke für die Rückmeldung! Lass uns gerne wissen, was Du für Erfahrungen mit den «Wirksamen Fünf» machst, oder auch neu mit dem Kartenset dazu: https://hfab.ch/2024/07/02/lehrende-entlasten-lernprozesse-intensivieren-das-kartenset/
Herzlichen Gruss
Christof