Ein Beitrag von Heinz Bayer.

In dieser Blogreihe stellen wir fünf wackere Gesell:innen vor, die wir aus den fünf wirksamen Prinzipien agilen Unterrichts im Blogbeitrag von Jasmin Venini abgeleitet haben. Nach Goaly folgt nun Feedy. Nach der Zielorientierung das Feedback.

Wie ich meine Beziehung zu Feedy beschreiben würde? Na ja, Feedy ist äusserst kommunikativ, aufmerksam, ehrlich, konstruktiv und reflektiert. Ich kann nur das Beste über sie erzählen. Feedy ist super – aber leider auch super anstrengend. Dabei klar, sie hat ja recht. Meistens zumindest. Ich mache es einmal an dem Stichwort Selbstbewusstsein fest: wunderbar, wenn man es besitzt. Aber wehe, man macht sich klar, dass Selbstbewusstsein daraus erwächst, dass man sich «selbst bewusst» werden muss, wie man ist. Wer man ist. Wo die eigenen Schwächen liegen, wo man nachbessern kann. Ja klar, auch wo sich die eigenen Stärken versteckt halten. Wenn man selbstbewusst sein will, muss Feedy zur Dauerbegleiterin werden. Und ja, ich gestehe, da nervt sie mich schon sehr oft. Manchmal wird Feedy zur Nervtöterin. Gerade weil sie so aufmerksam, ehrlich und konstruktiv ist. Und immer alles reflektieren will. Nicht locker lässt. Trotzdem: Sich über sich «selbst bewusst» zu sein. Sich zu akzeptieren, wie man ist. Um daraus Selbstbewusstsein, Selbstverständnis, Selbstzufriedenheit und Selbstwertgefühl zu schöpfen – da nickt Goaly wie wild und meint: «Gutes Ziel. Feedy bringt‘s.»

Feedy ist für mich deshalb – wie John Hattie meint – eine «wundervolle Kraftquelle» und ich verehre sie. Ach ja, Feedy – wenn du dich doch nur klammheimlich in mein Hirn einschleichen könntest, ohne dass ich so viel und so regelmässig und immer und immer wieder und lebenslang und ohne Ende in Sicht mit dir arbeiten müsste. Denn ich habe eigentlich genug anderes zu tun. Ich habe einen supervollen Terminkalender und da passt du meistens gar nicht mehr rein. Zeitlich gesehen. Aber natürlich weiss ich aus der Erfahrung: Feedy tut am Ende immer gut. Feedy macht mich einfach stark. Vielleicht muss man es wie beim Sport sehen: Sitzt man auf dem Sofa und der Kopf behauptet, man wäre viel zu erschöpft, um zu trainieren, dann nützt es, sich das wunderbare Gefühl nach dem Training und der Dusche vorzustellen. In der Schule wird Feedy leider noch immer eher stiefmütterlich behandelt. Und das, obwohl Feedy in den Top Ten der Hattie-Studie (inzwischen 360 Faktoren) zentral bei 6 Faktoren mitmischt. Feedy ist ein echter Star – aber im Unterricht meist noch nicht zentral angekommen. Dort heißt es viel zu oft noch immer: «Lieber Hausis als Feedys».

Zur Erklärung: Aus Visible Learning von 2020 zur Hattie-Studie:

  • Platz 1: Beurteilung des Peer Leistungsniveaus d=1,85
  • Platz 3: Einschätzung des Leistungsniveaus durch die Lehrperson 1,42
  • Platz 6: Beurteilung des eigenen Leistungsniveaus 1,26 /
  • Platz 167: Hausaufgaben d=0,32.

Nur gut, dass es doch viele Lehrkräfte gibt, die Hausis nutzen, um Feedy zum Einsatz zu bringen. Übrigens: Wer Goaly als Weg-Begleiterin gewählt hat, kommt an Feedy natürlich sowieso nicht vorbei. Wenn Lernende und Lehrende zusammen ein Ziel festgelegt haben, dann benötigen sie kontinuierliche Rückmeldung darüber, wo sie stehen.

PS: Seit unsere wirksamen Fünf das Licht der Welt erblickt haben, merke ich selbst, wie gut man sie als Begleiter:innen einsetzen kann. Meine persönliche Erfahrung: Feedy macht das Thema Feedback richtig griffig. Mit Goaly-Feedy & Co lässt sich z.B. Lernenden erfolgreiches Lernen vermitteln und Lehrende bekommen eine starke Gesamtorientierung über das eigene Tun. In meiner aktuellen Brain Travelling Tour habe ich meine frühere Visualisierung der Top Ten der Hattie-Studie – für Lernende umgeschrieben – spasseshalber mit unseren wirksamen Fünf bestückt. Und siehe da: Die große Bedeutung von Feedy Feedback wird damit noch plastischer. Mein Tipp: Selbst einmal die wirksamen Fünf ausprobieren.