Im Interview mit Esther Wydler, einer Expertin mit umfangreicher Praxiserfahrung im Kindergarten, wird die Bedeutung einer entwicklungsorientierten Pädagogik im Kindergarten beleuchtet. Diese Herangehensweise an die frühkindliche Bildung betont die Anpassung des Kindergartens an die individuellen Bedürfnisse und Entwicklungsstufen der Kinder. Es geht nicht darum, dass sich das Kind der Institution anpasst, sondern umgekehrt.
Heterogenität ist willkommen
Wydler stellt die Heterogenität der Kindergruppen heraus: Verschiedene soziale, kulturelle und sprachliche Hintergründe als auch unterschiedliche Begabungen und Temperamente fordern einen flexiblen, kindzentrierten Ansatz. Der Fokus liegt auf dem Spiel, der Bewegung und sinnvollen Tätigkeiten, die von der Kindergartenleitung angeleitet und strukturiert werden. Dabei werden die Prinzipien von Pädagogen wie Friedrich Fröbel und Maria Montessori integriert, die auf die Bedeutung kindgerechter Umgebungen und Materialien hinwiesen.
Entwicklung im Kindergarten ist ein ständiger, ganzheitlicher Prozess. Kinder durchlaufen eine sensomotorische Entwicklungsphase, in der sie durch aktives Tun, Experimentieren und spielerische Nachahmung lernen. Die Kindergartenlehrperson muss daher eine Umgebung schaffen, die vielfältige Erfahrungen ermöglicht und zugleich Struktur und Sicherheit bietet.
In Beziehung sein
Eine Schlüsselrolle spielt die Haltung der Kindergärtner:innen. Sie sollten Kinder als eigenständige Individuen respektieren und vertrauensvolle, anregende Beziehungen aufbauen. Ihre Aufgabe ist das Schaffen eines Rahmens für selbstbestimmtes Lernen und Entdecken – herrlich!
Die Planung des Kindergartenalltags ist dabei offen und flexibel, um den unterschiedlichen Entwicklungsbedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Freispiel, kreative Aktivitäten und die Integration alltäglicher Aufgaben sind wesentliche Elemente, die kindliche Neugier und Selbstständigkeit fördern.
Schliesslich betont Wydler, dass der Entwicklungsfortschritt der Kinder nicht immer direkt messbar ist, sondern sich in ihrem täglichen Verhalten, ihrer Freude und Zufriedenheit zeigt. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist essentiell, um ihnen die Entwicklungsfortschritte ihrer Kinder aufzuzeigen.
Das Interview mit Esther Wydler unterstreicht, dass entwicklungsorientierte Pädagogik im Kindergarten ein umfassendes, kindzentriertes Konzept ist, das auf den individuellen Bedürfnissen und der aktiven Beteiligung der Kinder basiert.
Literatur:
Wydler, Esther (2023). Entwicklung entlang selbstbestimmter Aufgaben im Kindergarten. Interview mit Esther Wydler In: Burk, W. & Stalder, Ch. (Hrsg.). Entwicklungsorientierte Bildung in der Praxis. Beltz, S. 80-91.
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