Ein Beitrag von Prof. in. Dr. Ulrike Morgenstern
Motorische und kognitive Fähigkeiten entwickeln sich im Kindesalter auf gemeinsamen neurophysiologischen Grundlagen. Aktuelle Studien zeigen, dass es aufgrund der Neuroplastiziät das Gehirns möglich ist, durch motorische Aktivierung auch kognitive Entwicklungsprozesse bei Vorschulkindern anzuregen. Grundlegende motorische und kognitive Fähigkeiten, die über den zukünftigen Schulerfolg entscheiden, werden also bereits im Vorschulalter geprägt. Präventive Massnahmen sollten deshalb zu einem möglichst frühen Zeitpunkt im Elementarbereich eingeleitet werden (Voss, 2019).
Auch gilt es, hemmende Faktoren in den Blick zu nehmen. So verschlechterte sich z.B. bei sozial benachteiligten Kindern während der Corona- Pandemie das Bewegungs- und Gesundheitsverhalten (Ravens-Sieberer et al., 2021).
Präventiv sollte deshalb mit niedrigschwelligen Bewegungsangeboten in der Kita und in der Schule reagiert werden, um diesem Trend etwas entgegenzusetzen. So kann zum Beispiel über eine regelmässige körperliche Aktivierung in der Kita mit einem bestimmten koordinativen Anspruch und ein gut abgestimmtes Bewegungsangebot eine geringere Förderung der Kinder im Elternhaus ausgleichen. Hierbei ist es wichtig, dass das Konzept der Aktivierung auf das Alter und das Geschlecht der Kinder gut abgestimmt ist. Auch die Art der motorischen Förderung ist bedeutsam. Da die grobmotorischen Fähigkeiten im Vergleich zur Gleichgewichtsfähigkeit und Feinmotorik eine eher untergeordnete Rolle spielen, sollten Bewegungsangebote in Kitas auf Balanceübungen und feinmotorische Beanspruchung setzen.
Für den Grundschulbereich hat sich das Konzept des bewegten Unterrichtes etabliert, indem motorische Aktivitäten kognitive Prozesse beim Lernen anregen und unterstützen (Morgenstern, 2007).
Literatur
Morgenstern, U. (2007). Zum Zusammenhang von Motorik und Kognition bei Vorschulkindern [Dissertation, Universität Potsdam, Potsdam]. RIS. https://publishup.uni-potsdam.de/frontdoor/index/index/docId/1464
Ravens-Sieberer, U., Kaman, A., Otto, C., Adedeji, A., Napp, A.‑K., Becker, M., Blanck-Stellmacher, U., Löffler, C., Schlack, R., Hölling, H., Devine, J., Erhart, M. & Hurrelmann, K. (2021). Seelische Gesundheit und psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen in der ersten Welle der COVID-19-Pandemie – Ergebnisse der COPSY-Studie Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 64
Voss, A., 2019. Bewegung und Sport in der Kindheitspädagogik. Verlag Kohlhammer
Den ganzen Beitrag finden Sie hier:
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Entwicklung von Motorik und Kognition im Vorschulalter und wie kann sie im Elementarbereich gefördert werden? Morgenstern, U.; Drost T. (2023). In: Burk, W.; Stalder, Ch. (Hrsg). Entwicklungsorientierte Bildung in der Praxis. Beltz, S. 67-78.
Leave A Comment