Einige der Ergenisse des ersten «Treffpunkt Entwicklungsorientierung» teilen wir gerne hier!

Frage:

Was tun, wenn Lernende mit entwicklungsorientiert-agil-lernendenzentriertem Unterricht grad nicht gut können? Überfordert sind oder warum auch immer einseitig-alleinige Steuerung lehrendenseits erwarten?

In einer Stunde Austausch sind eine ganze Reihe von Möglichkeiten zusammengekommen:

  • Wenn es in der Gruppe der Lernenden solche gibt, die gut mit einem offeneren Setting bzw. nur schon mit offeneren Aufgaben können, dann können die anderen Lernenden einfach mal ein bisschen zuschauen, wie das so funktioniert.
  • Manchmal hilft schon ein ermutigendes Wort: «Versuch mal!»
  • «Oh, ich sehe, diese Aufgabe ist grad etwas sehr offen. Versucht einfach mal fünf Minuten lang, loszulegen. Es spielt jetzt nicht so eine Rolle, was dabei herauskommt, bzw. es wird sowieso spannend sein, dann im Plenum auszutauschen, was passiert ist. Nach diesem Austausch starten wri dann eine zweite Runde Arbeit an der Aufgabe. (Arbeiten mit Iterationen/Sprints)
  • «Ja, tatsächlich, das ist jetzt eine sehr offene Aufgabe. Gerade im Bildungskontext gibt es oft geschlossenere, enger definierte Aufgaben. In der wirklichen Welt sind allerdings viele Aufgaben relativ offen und gerade darum anspruchsvoll. So ist es auch hier zu verstehen: Gerade dieser relativ hohe Grad von Offenheit der Aufgabe ist Teil dieser Aufgabe.» (Hilft Lernenden, die meinten, sie hätten die Aufgabe bloss noch nicht richtig verstanden, so offen, wie sich das anfühlen täte.)
  • Eine Namenstafel vor sich aufstellen, auf der «Support-Office» steht. «Die Aufgabe ist ziemlich komplex, darum gibt es ein Support-Office. Klärt für Euch, mit welcher Frage ihr an es herantreten möchtet.»
  • Manchmal trauen sich Lernenden nicht, Support von Lehrenden anzufragen, weil sie sich keine Blösse geben wollen, da sie befürchten, das würde via Gesamteindruck dann die Bewertung ihrer Leistung trüben. Es kann helfen, ausdrücklich die Lern- von der Bewertungsphase zu trennen. Dennoch bleibt es ein Stück eine Vertrauensfrage. Sind wir selbst auch sicher, dass wir diese Phasen innerlich gut trennen?
  • Es kann auch an der Schulsozialisation liegen, also daran, dass die Lernenden in ein Schüler:innen-Verhalten regredieren bzw. vielleicht auch bisher nicht daraus hinaus gewachsen sind. Dazu kann es helfen, Trigger zu vermeiden, welche Schulerinnerungen aktivieren (Schulbestuhlung, Richtig-Falsch-Fragen, …) bzw. Trigger zu setzen dafür, dass es hier um etwas ganz anderes geht, als Schule zu Spielen, z.B. um die Sache oder ums Lernen. Dazu kann man die Sache in überraschender Art und Weise ins Zentrum rücken, von eigenen Lernprozessen berichten usw.
  • Lernende mögen, auch wenn sie sich gerade auf meine Unterrichtsform nicht einlassen können. Empathie entwickeln dafür, dass ihnen ja nicht freiwillig Neugierde allenfalls abtrainiert wurde.
  • ‹In der Rolle, in der ich die Lernenden in den ersten fünf Minuten bringe, bleiben sie den Rest des Semesters.» (Manfred Künzel, mündlich überliefert) Entsprechend kann ich allenfalls ganz am Anfang die Rollen ungewohnt lernorientiert setzen.
  • Raumeinrichtung direkt auf das Lern- und Zusammenarbeitsgeschehen ausrichten, z.B. Inseltische. Ist auch ein Signal. Schafft Atmsophäre.
  • Manchmal missverstehen einzelne Studierende Offenheit von Lehrenden als Unsicherheit. Diesen Studierenden hilft es sich einzulassen, wenn Lehrende mit zwei, drei kleinen Nebenbemerkungen Status suggerieren («Das war auch eine Resultat meines Forschungsprojekts XY», «Als ich Betrieb Z beraten habe, war das ein wichtiger Punkt», «in meiner Position als W …», «in meiner Publikation …» usw.)
  • Besucht man Gruppen, die sich gerade schwer tun, ins (selbstgesteuerte) Arbeit zu kommen, hilft es, wenn man echt Interessiert ist am Stand und an den Fragen und an den Schwierigkeiten, anstatt einzugreifen. Man kann ja für sich lernen daraus. Und ein interessiertes Gegenüber hilft ja auch uns selbst oft, uns selbst besser zu verstehen und selbst auf gute Ideen zu kommen.
  • Es gibt Irritationen, die wenig helfen oder sogar Prozesse erschweren. Und es gibt Irritationen, die nach einer (kurzen, aber deutlichen) Weile der Verwirrung sehr inspirieren können und Eigenaktivität stärken.
  • Selbst eine Intention zu haben bringt atmosphärisch weiter (Pygmalion-Effekt).

Da ist echt einiges Zusammengekommen!

Infos zur nächste Durchführung