Die letzten Zeilen des Buches «Entwicklungsorientierte Bildung in der Praxis» entwerfen im Epilog kein Bild, keine Vision. Sie entwerfen eher eine schier unendliche Anzahl von Möglichkeiten einer Gestalt, die Entwicklungsorientiere Bildung morgen, übermorgen oder irgendwann in Zukunft in situ annehmen könnte. Uns dabei dienlich ist ein morphologischer Kasten: Von oben bis unten finden sich auf der linken Seite Parameter, welche das Bildungsmoment in einzelne Aspekte zerlegt und in der Box die dazu nummerierten Möglichkeiten, welche in diesem Parameter liegen.

Der Kasten beinhaltet 1,768966345 × 10 hoch 12 Möglichkeiten, wie Entwicklungsorientierte Bildung gestaltet werden könnte. Freilich ist man nicht ganz frei, beliebig zu kombinieren – es gilt, Nullketten zu vermeiden. Es könnten Aspekte aber auch beliebig vermehrt werden. »Jedes Problem hat eine echte Totalität seiner Aspekte«, schrieb Kutter (1961, S. 9), der mich zu dieser Arbeit inspiriert hat. Darüber müssen wir im Falle von Unterricht im Paradigma Entwicklungsorientierter Bildung weiter nachdenken. Wir ziehen also Ketten und wählen Felder aus der Waagrechten. Beispiel:
P1.1, P2.5, P3.3, P4.4, P5.1, P6.3, P6’.3, P7.3, P8.3, P9.1, P10.2, P11.2, P12.4, P13.2, P14.2 Etwas anschaulicher ausgedrückt heisst das: In meinem Unterricht werden ausgehend von eigenen Erfahrungen Situationen dargestellt, welche durch mehrere Lehrpersonen mit vielen Lernenden besprochen werden. Das Lerngeschehen wird vom Kleinen zum Grossen entwickelt, findet periodisch in einem flexiblen Setting statt, das einen intellektuellen und affektiven Zugriff in- tendiert. Lernorte ändern sich, der Ablauf wird improvisiert, Tugenden und Charakterstärken werden explizit zum Thema gemacht. Die Lerngruppe kooperiert ausgeprägt, um sich als Gruppe mit Blick auf den Purpose entwickeln zu können.

Stellen Sie sich mal P1.1, P2.1, P3.4, P4.4, P5.2, P6.4, P6’.3, P7.4, P8.3, P9.3, P10.3, P11.1, P12.4, P13.5, P14.2 für Ihre Bildungseinrichtung vor. Ist das noch eine Schule? Oder etwas ganz anderes? Und was, wenn wir den Kasten in die Tiefe entwickeln?

Unterlagen stehen kostenlos hier zum Download bereit!

Literatur:
Kutter, M. (1961). Inventar mit 35. Arthur Niggli.