In der Rubrik «#buchfund» werden Bücher vorgestellt und besprochen, welche in irgendeiner Weise das Interesse der #hfab geweckt haben.
Thema
Das Buch «Lernförderliches Feedback im Unterricht. Anregungen und Beispiele für eine effektive Rückmeldekultur – mit klassischen und digitalen Tools» ist nebst einer praktischen Zusammenfassung zum Nutzen von Feedbacks fürs Lernen vor allem eine systematisierte Sammlung von digitalen Feedback-Tools. Didaktische Potenziale, Vor- und Nachteile von Anwendungen, Beispiele zu konkreten Unterrichtssettings und weitere Hinweise geben Einblicke in zeitgemässen Unterricht, der den Dialog zwischen Lernenden und Lehrenden sucht.
Autor
Joscha Falck ist Mittelschullehrer und Schulentwicklungsmoderator in Mittelfranken (D), Lehrbeaufragter der Universität Bamberg, Fortbildner, Referent und Autor. Webseite.
Aufbau und Inhalt
Braucht es (noch) ein Buch zum Thema Feedback? Das fragt der Autor in der Einleitung der Veröffentlichung – ich komme in der Würdigung darauf zurück.
Falck gliedert seine hundertseitige Veröffentlichung in zehn Kapitel. In Teil 1 werden einige theoretische Grundlagen zum Thema Feedback im Kontext von Lehren und Lernen zusammengefasst. In Teil 2 werden didaktische Überlegungen ins Zentrum gestellt und anschliessend in Teil 3 werden klassische Feedbackmethoden praxisnah dargestellt.
Die Teile 4-8 bilden das Herzstück des Buches: In diesen vier Teilen werden digitale Feedback-Tools systematisiert, vorgestellt und den einzelnen Ebenen von Feedback im schulischen Kontext zugeordnet. Die didaktischen Potenziale für den Fernunterricht werden reflektiert. Feedback wird als didaktisches Instrument einer konstruktiven Lernbegleitung im offenen Unterricht verstanden. Skizzierte Beispiele von konkretem Unterricht werden beschrieben und weitere didaktische Hinweise dargestellt.
Insbesondere werden in Teil 4 Vorteile von digitalen Tools gegenüber analogen Methoden benannt und neben technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen werden Anwendungen kategorisiert. Konkrete Anwendungen werden nach dem immer gleichen Raster bebildert vorgestellt und mit nützlichen Tipps versehen.
Dem Thema Unterrichts-Feedback und damit auch der Schulentwicklung widmet sich Teil 5 v.a. mit der Nutzung spezieller Webdienste; drei davon werden genauer vorgestellt und verglichen.
Der Nutzen für präsenzunabhängigen Hyprid- und Fernunterricht wird in Teil 6 erläutert. Hier fasst der Autor seine Ausführungen eingängig zusammen: «Es zeigt sich, dass vor allem Blended-Learning-Szenarien das Potenzial weitreichender Unterrichtsentwicklung mit sich bringen. Feedback-Tools können ihre Möglichkeiten dabei besonders in einem von Freiheit geprägten Lernsetting entfalten» (S.79).
In Teil 7 legt der Autor den Fokus wieder auf die Didaktik und bringt den Nutzen von Feedback als Steuerungsinstrument und als «didaktische Haltelinie» zum Ausdruck (vgl. S.80), und denkt dabei Heterogenität konsequent mit. Diverse Umsetzungsbeispiele werden in diesem Teil anschaulich und verständlich dargelegt – um im Teil 8 schliesslich drei Unterrichtsszenarien präsentiert zu bekommen.
Teil 9 und Teil 10 runden den Text ab.
Würdigung
Durch einen Zufall im #twitterlehrerzimmer (also just da, wo sich der Autor auch gerne tummelt) bin ich auf Joscha Falcks Veröffentlichung gestossen. Direkt nach dem Auspacken hab ich das Buch, das eigentlich eher ein Heft ist, ständig durchgeblättert. Das Auge harkt mal da, mal dort ein, ich vertiefe mich mal da, mal dort in einen Abschnitt. Meistens mit dem Rechner an der Seite, weil ich so schnell mal was nachkucken oder selbst ausprobieren kann. Und so, wie in den ersten Tagen, geht es mir mit der Veröffentlichung noch immer. Joscha Falck hat eine hoch praxistaugliche Übersicht geschaffen, die fundiert, systematisch, nachvollziehbar und klar ist. Ein Buch für Bildungspraktiker:innen, die digitale Möglichkeiten von Feedback ausprobieren möchten und damit – nicht automatisch, aber doch fast unausweichlich! – Lernen und Lehren auf Augenhöhe gestalten, weil echter Dialog zentral wird. Die fachlich versierte und einleuchtende (wenn auch nicht triviale!) Eingängigkeit des Textes hilft, «Feedback» als etwas Vielgestaltiges zu verstehen: Vom Beziehungsmoment mit dem Gegenüber bis hin zu Unterrichts- und Schulentwicklung – ich lese darin gerne auch Ansätze zu Umgang mit Heterogenität, offenem Unterricht bis hin zu zarten Formen agiler Didaktik. Für Berufseinsteiger:innen und Fortgeschrittene also gleichermassen geeignet.
Zur eingangs aufgeworfenen Frage: Braucht es (noch) ein Buch zum Thema Feedback? Dieses hier schon! Weil es ein kluges und verständliches Buch ist und einen authentischen, praktiker:innenfreundlichen Effort darstellt, «Feedback-Kultur als Aufgabe der (digitalisierungsbezogenen) Schulentwicklung zu begreifen» (S. 7). Dabei verliert Falck die Lernenden, das will noch erwähnt sein, mit keiner Zeile aus den Augen; seine pädagogische Gesinnung schimmert allenthalben zwischen den Zeilen durch.
Man mag dabei dem Buch, das eher ein Heft ist, die etwas gar einfache Gestaltung – vom Buchsatz bis zur Papierauswahl – nachsehen. Und ja, gut möglich, dass einige der vorgestellten «Tools» ins einigen Jahren längst überholt oder nicht mehr verfügbar sind. Die Idee aber, Bildung (weit) weiterzudenken, bleibt. Der Nutzen von Feedback auch.
Fazit
«Lernförderliches Feedback im Unterricht» ist ein praxisnahes Schmökerbuch, ein Mitnehm-, Reinschreib- und Arbeitsheft, dem ich längst schon Ideen entnommen habe und das mich auf neue Ideen bringt. Unaufgeregt gut. Basta.
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