Manchmal braucht es nicht den grossen Wurf. Nicht gleich den Paradigmenwechsel. Manchmal braucht es gutes Handwerk mit Köpfchen und Herz. So geschehen unlängst im Unterricht meines Sohnes Enea (10). Dieser Beitrag erzählt davon und wurde von ihm erstellt.

Dienstag

Papa: Enea, du bist heute ganz aufgeregt von der Schule nach Hause gekommen. Was war heute Nachmittag denn los?

Ich: Unser neuer Vertretungslehrer! Weisst du, wir haben bei ihm das Thema «Kartoffeln». Ich liebe Kartoffeln. Er hat von den Kartoffeln erzählt und wir haben welche gepflanzt.

Papa: Du hast eine eigene Kartoffelpflanze?

Ich: Ja, aber hör doch erst zu! Also. Er hat auch von Kolumbus erzählt und von Indien. Also, er glaubte, er sei in Indien, also der Kolumbus. Aber er war ja in Amerika. Und dann hat der Lehrer erzählt, wie die Kartoffeln von Südamerika nach Europa gekommen sind. Und irgendwas von der spanischen Königin hat er auch erzählt. Wusstest du, dass die spanische Königin Kolumbus bezahlt hat?

Papa: Ja.

Ich: Und er hat auch Gold gefunden, aber nicht soviel, wie er glaubte.

Papa: Ja. Also, die Europäer haben gierig danach gesucht und es auch gestohlen…

Ich: Schon? Egal. Also, dann hat der neue Lehrer uns von einem Attentat auf einen Mann in Sarajevo berichtet und davon, dass danach der erste Weltkrieg ausbrach. Und auch vom zweiten Weltkrieg hat er uns erzählt. Wusstest du das? Und wozu Kartoffeln alles gut sind, hat er uns auch gesagt!

Papa: Das war anscheinend ein spannender Nachmittag.

Ich: Ja, aber es geht noch weiter – warte doch! Also, mein Mitschüler hat dann auch vom Krieg erzählt in seinem Land, also von da, wo er herkommt. Und dass er und seine Familie auch im Gefängnis waren. Das stimmt im Fall! Und sie wurden da echt geplagt. Und sie sind dann geflüchtet, mit einem Boot über das Mittelmeer. Weisst du? Also, das ist wirklich passiert, Papa! Das wusste ich alles gar nicht.

Papa: Das sind ganz schön viele Informationen. Und sehr eindrücklich, auch die Geschichte von deinem Mitschüler. Und das alles in zwei Lektionen?

Ich: Ja – es war super, Papa!

Donnerstag

Ich: Kartoffeln waren im Fall eine Heilfrucht. In Deutschland wollte man die zuerst gar nicht essen, man dachte, es seien nur schöne Blumen. Es gab dann aber einen Fürsten, der die Kartoffelfelder aus Sorge um Diebstahl bewachen liess!

Papa: Oh, das wusste ich nicht!

Ich: Was gibt es zum Z’Mittag?

Papa: Kartoffelstock.

Ich: Mmmmmh, lecker! Übrigens ich habe jetzt in meinem Zimmer auch Kartoffeln angepflanzt.

Papa: Was?

Dienstag

Papa: In der Schule habe ich am Elterngespräch eure Pflanzen gesehen. Sieht super aus! Und ich habe gesagt, dass du sehr begeistert warst vom Unterricht kürzlich.

Ich: Ja. Wir zeichnen die Kartoffeln jetzt auch!

Papa: Oh, schön!

Ich: In meinem Zimmer pflanze ich jetzt um, ich nehme gössere Töpfe. Vielleicht wachsen die Kartoffeln dann schneller.

Papa: Aha, aber…

Dienstag, zwei Wochen später

Ich: Papa, meine Pflanzen im Zimmer sind viel grösser als die in der Schule, obwohl ich sie später gepflanzt habe! Schau mal: