Wie herrlich, wenn Menschen den Mut finden, Unfertiges zu teilen. Als würden Sie uns einen Einblick in ihr Skizzenbuch liefern. Eigene, gut durchdachte Ideen öffentlich machen und den Dialog zwecks Weiterentwicklung suchen – das vorgemacht hat kürzlich Ulrike Hanke in Bezug auf gute Hochschullehre 2023! Einige Schmankerl aus dem Artikel möchte ich hier herausheben und die Skizzen mit eigener Couleur etwas einfärben:

  • Fachwissen ist das eine. Sich als verantwortungsvollen Menschen zu entwicklen das ganz andere. Bildung hat alles im Sinne. Schon lange. In einer Welt, in der eher unklar als klar ist, was morgen sein wird, benötigen Menschen einen kritischen Blick auf das eigene Fachwissen. Und Sie benötigen noch andere Fähigkeiten, die mit Tugenden und Charakterstärken bezeichnet werden könnten. Oder als «skills», die aber nicht so recht Kompetenzen sein wollen, die aber Inhalt von Bildung an Hochschule sein müssen und just dort – gut begleitet – entwickelt werden könn(t)en.
  • Eine solche Bildung kommt im Paradigma der Kompetenzorientierung bald einmal an Grenzen. Sie erweitert ihr Paradigma um einen weiteren Bereich, die Entwicklungsorientierung, nimmt aber Wissen und Kompetenz selbstverständlich mit. Und: Sie wird lernendenzentrierter, individueller ausgestaltet und weiss, dass dies keinen Widerspruch zu Wissen und Kompetenz darstellt.
  • Hanke schreibt: «Der Fokus aufs Prüfen verstellt den Blick dafür, dass wir als Lehrende eigentlich für die Studierenden da sein und sie in ihrer Entwicklung und in ihrem Lernen unterstützen sollten, dass wir sie eigentlich darin unterstützen sollten, ihr volles Potential zu entfalten.» Richtig. Das dürfte auch mit einer Auslegung von Kompetenzorientierung zu tun haben, die aus Kompetenzrastern, Leistungs- und Lernziele ableitet, deren Erreichung letztlich gemessen wird. So landen wir bei der Lernzielorientierung der 1970-er Jahre und bei Prüfungs- und Notendruck. Alternativen suchen!
  • Man könnte sich in einer ruhigen Minuten fragen: «Welches Menschenbild liegt meiner Lehre, meinem Tun als Pädagog:in, Lehrer:in, Dozent:in denn inne? Wie prägt es lernen und lehren? Wie hat es sich entwickelt?» Und man könnte sich mit anderen in kollegialen Beratungen dazu austauschen, um Innovation zu kreieren.
  • Gute Hochschulbildung lädt Lernende ein, eigene Zielsetzungen – ich würde lieber von eigenen Entwicklungsfeldern sprechen – zu formulieren. Und begleitet Lernende konsequent entwicklunsgoffen auf diesem Weg.

Die frischen Ideen laden zur Weiterdenke ein. Ein Hochschulbooster in die Zukunft! So geht Hochschule, etwas salopp formuliert, ab wie Zäpfchen. Und: Vieles von dem, was Hanke schreibt – so sagte mir heute eine Kollegin im Vorbeigehen – könnte auch auf die Berufsbildung zu treffen. In der Tat!