Im Rahmen des Studiums Sozialpädagogik HF an der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik Luzern absolvieren die Studierenden im Hauptstudium fünf Halbtage im Fach DNS – Devianz, Normalität, Soziale Probleme. Die Landkarte DNS verrät: Der Unterricht ist äusserst entwicklungsorientiert konzipiert. Nach der Organisation der Zusammenarbeit, dem Input zu Sozialen Problemen und dem Wecken der Neugierde der Studierenden heisst es «nach draussen»! Ab ins Feld, in den rauhen Dezemberwind am Vierwaldstättersee, auf der Suche nach Sozialen Problemen gleich um die Ecke. Ab aufs Sofa und bei einer Kanne Tee Niklaus Meienbergs Ernst S. lesen oder den Podcasts von Till oder Edi folgen. Ab in die Bibliothek, die eigene Recherche beginnen, um den grossen «Fall Carlos» schrittweise nachvollziehen zu können.
Die eigene Lernarbeit wird durch weitere Inputs in Präsenz und/oder online angereichert. Das Wissenssoziologische Modell von Michael Schetsche erweist sich dabei meist als Volltreffer, um die eigene Arbeit weiterführen zu können, Orientierung zu finden. Dem eigenen Werk Richtung und Form zu verleihen. Reflexionsfragen und eigene Anschlüsse zu Devianz und Normalität bringen die Vertiefung bald einmal weiter voran. Lektüre und Vertiefungsmaterial liegt genügend bereit – nicht jede benötig dasselbe, nicht alle benötigen alles. Fragen werden in der Lernberatung geklärt. Und eine Regel: Erkenntnisse werden geteilt – mindestens in der eigenen Kursgruppe!
Timo Lang und Lena Häfliger, Kurs BIV20, sind zwei dieser Studierenden. Sie schreiben im Resümee am 19.12.2022:
Sich im offenen DNS-Unterricht zu bewegen, war für uns sehr zufriedenstellend. Durch den Freiraum und die daraus resultierenden eigenen Ideen und Handlungsansätze wurde unser Denken angeregt. Durch den Handlungsspielraum konnten wir uns selbstständig der Thematik widmen und somit unseren Horizont durch «learning by doing» erweitern. Von uns Studierenden braucht dies Kreativität und auch «Mut zur Lücke». Durch das bewusste Umsetzen der Ideen und die bewusste Konfrontation mit der Thematik konnten wir schnell Theorie mit Praxis verknüpfen. Auch die theoretischen Inputs an der hsl sind spannend, jedoch wird das Wissen unserer Meinung nach mit der «Feldstudie/Selbststudie» mehr oder besser vertieft und abgespeichert.
Mich erreichen folgende Bilder der beiden:
Film: Lang & Häfliger 2022, unter Verwendung Bildmaterial pixabay.com
Was wir hier sehen? Lernen. Seit der ersten Stunde passiert da was. Was, das weiss ich jeweils nicht so genau. Im Verlauf der Beschäftigung wird das meist klarer. Nicht immer. Meistens. Das Werkstück von Lena und Timo kann so als Zwischenresultat gewertet werden, das wiederum Ausgangspunkt für eine Weiterbeschäftigung sein kann. Das war es auch in diesem Falle.
Die Diskussion der Erkenntnisse, das aktive Teilen dessen, was zu Normalität – Devianz – und Sozialen Problemen die Studierenden umgetrieben hat, führt in der Gruppe der Studierenden mit Lena und Timo zu neuen Fragen mit deutlich sozialpädagogischer Relevanz:
- Einmal schuldig immer schuldig? In der Diskussion haben wir uns darüber ausgetauscht und sind zum Fazit gelangt, dass Einträge im Leumund in Richtung Labeling Approach gehen.
- Wird die Opferperspektive zu wenig berücksichtigt in unserem Rechtssystem? Es gibt einige Präzedenzfälle, welche die gesamte Bevölkerung in der Schweiz beschäftigt haben. Dabei kam viel Gegenwind bzgl. dem Rechtssystem in der Schweiz zur Sprache, dabei fehlte jedoch die Opferhilfe teilweise gänzlich.
- Sind Straftaten auf die kindliche Sozialisierung zurück zuführen? In den meisten Straftaten wurde die Kindheit der Täterschaft genau beleuchtet. Bei den meisten wurden Beziehungsabbrüche und fehlende Stabilität festgestellt.
Was wir haben? Am Ende mehr Fragen als zu Beginn. Und solche, die uns zu Beginn gar nicht in den Sinn gekommen wären, wären wir nicht vom Plan oder dem «state of the art» von Unterricht auf HF- oder FH-Stufe abgewichen. So gesehen ein Tanz mit der Devianz. Und ein starkes Zeichen, das auf «lernen» hindeutet.
PS: Herzlichen Dank an die Studierenden der BIV20 für die Offenheit, auf Augenhöhe zu agieren, Ungeplantes auszuhalten und mitzutragen! Und danke fürs Teilen;-)
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