Wenn die Pointe agiler Didaktik darin besteht, dass man didaktische Entscheidungen (auch) während dem Unterrichten fällt – in einer wohlüberlegten, guten Art und Weise und doch öfter in kürzester Zeit -, dann sind es drei Dinge, die man dafür als lehrende Person braucht. Das ist mir erst nach längerer praktischer und theoretischer Beschäftigung mit dem Thema klar geworden. Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass diese drei Dinge mit den drei Elementen lernwirksamer Bildung nach Hattie übereinstimmen.

Zielklarheit

Nicht ein Sammelsurium vieler Lernziele, sortiert nach Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen oder nach einem anderen Schubladensystem, sondern ein einziges, kraftvolles Ziel, gefasst in maximal einen Satz (oder in ein Bild, oder …). Dieses kann man bei Bedarf dann untergliedern in Ressourcen, Teilziele; z.B. in Wissensbedarf, Können und Haltungen, klar. Aber das kommt nachher und ist sogar weniger wichtig.

Wahrnehmungsfähigkeit

Das offene eigene Interesse daran, was in den Lernenden vor sich geht, bei ihnen laufend passiert. Dieses Interesse als Grundhaltung, ja als Grundenergie. Dazu Wahrnehmungsmethoden: schlaue Fragen, echte Kommunikation, Lernen-sichtbar-machen-Methoden, usw.

Interventionskreativität

Ein lebendiges Methodenrepertoire ist ein Rucksack von Unterrichtsideen, der anfangs nicht einmal besonders voll sein muss, sondern vor allem lebendig: Es geht um die Fähigkeit, bei Bedarf Methoden abwandeln, kombinieren, auch mal aus dem Moment heraus erfinden zu können. Denn es geht darum, als nächstes etwas zu tun, was die Lernenden von genau da, wo sie stehen, möglichst kraftvoll Richtung des klaren einen Ziels weiterbringt. (Nebeneffekt: Mit jeder neuen Methodenvariante wird der Rucksack noch mehr gefüllt.)

Nach der Intervention ist vor der Intervention!

Kaum wurde also gemeinsam etwas gemacht, interessiert wieder, wo man denn jetzt stehe. Denn das ist wieder die Basis für den nächsten Methodeneinsatz. So geht es weiter und weiter: Wahrnehmungsfähigkeit und Interventionskreativität kommen abwechselnd zum Einsatz, orientiert durch Zielklarheit.

Mehr:

  • Audio des Fortbildungszentrums Hochschullehre der Friedrich-Alexander Universität Erlangen
  • Artikel «Lernwirksamkeit in einem Satz» in Helix 2