«Quando nacio la duda?». Wann ist der Zweifel geboren, fragte einst der Chilene Roberto Suter mit Coirason singend und augenzwinkernd. Heute fragt Andrea Klein danach und geht dem Zweifeln auf den Grund.

Gute Zweifel

Zweifel kennen viele Menschen – und mögen sie so überhaupt nicht. Sie zweifeln hin und her und ärgern sich. Was genau ist also gut daran? Gerald Hüther meint: «Wer sich entwickeln will, braucht Gelegenheiten, um an sich selbst zu zweifeln. Da frage ich mich: Wo ist eigentlich an den Hochschulen der Raum zum Zweifeln? Zum Ausprobieren? Zum Erproben und Verwerfen und erneut Anlaufen? Denn ein Studium soll die Entwicklung fördern. Das schrieb der Deutsche Wissenschaftsrat schon im Jahr 2015 in seinen Empfehlungen zum Verhältnis von Hochschulbildung und Arbeitsmarkt. Er bekräftigt das in seinen Empfeh-lungen für die zukünftige Ausgestaltung von Studium und Lehre (2022).

Gründliche Zweifel

An der Stelle zweifle ich am Zweifel: Müssen sich Studierende überhaupt entwickeln wollen, nur weil der Wissenschaftsrat das meint? Darf überhaupt voraus-gesetzt werden, dass Studierenden nicht nur Wissen und Kompetenzen aufbauen, sondern auch Entwicklung vollziehen möchten? Was ist mit den Lehrenden? Die sind für die Unterstützung beim Wissens- und Kompetenzaufbau zuständig. Jetzt sollen sie auch noch Entwicklung anstoßen und begleiten? Mein Buch-beitrag fragt genau danach: Soll Entwicklung oder entwicklungsorientierte Bildung als Ideal an Hochschulen fungieren? Um diese Frage zu beantworten, ist die Unterscheidung zwischen Selbstoptimierung und Perfektibilität hilfreich. Selbstoptimierung strebt ohne Unterlass nach  der vermeintlichen Perfektion . Das macht uns starr.

… but everybody is perfectible!

Perfektibilität, das ist die prinzipielle Fähigkeit zur Vervollkommnung, nicht aber die Pflicht dazu. Perfektibilität schenkt Ansporn und Gelassenheit zugleich. So macht sie lebendig und zuversichtlich. Mehr Infos hier: https://www.perfectible.de

PS: Der #hfab BLOG. geht in die sommerliche Unbekümmertheit und meldet sich demnächst von der etruskischen Küste wieder. Ciao.